Diese heikle Geschichte mit der Schulpflicht

(Jasmin Taher) Mein Sohn wurde diesen Sommer nach vielen Jahren des Jammerns – «Mama, ich will auch in die Schule gehen!» – endlich eingeschult. Seither bekomme ich jeden Morgen zu hören: «Mama, ich mag heute nicht in die Schule.» oder «Mama, warum herrscht bei uns Schulpflicht?»

Ja, diese heikle Geschichte mit der Schulpflicht.

Im Mittelalter war Schulbildung bei uns in Europa nur den Reichen und (männlichen) künftigen Geistlichen vorbehalten.

Sie wurden in Kloster- oder Domschulen oder von privaten Lehrern unterrichtet. Kaum ein Mensch konnte lesen und schreiben. Während der Reformation wurden erste allgemeine Schulen – teilweise sogar für Jungen und Mädchen – eingerichtet. Im Jahr 1592 führte das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken als weltweit erste Gegend eine allgemeine Schulpflicht ein.

Erst nach der Zeit der Aufklärung im 19. Jahrhundert kam die Überzeugung auf, dass eine breite Bildung des ganzen Volkes von Vorteil wäre.

Im Jahr 1874 wurde in der Schweiz von der Bundesverfassung die allgemeine Schulpflicht eingeführt und ein achtjähriger Schulbesuch wurde für Mädchen und Buben obligatorisch. Finanziert wurde dies mit staatlichen Mitteln. Vor Einführung der Schulpflicht mussten Kinder in Fabriken und in der Landwirtschaft arbeiten. Der obligatorische Schulbesuch war damit auch eine Massnahme gegen Kinderarbeit.

Es war also ein Gedanke der europäischen Aufklärung, des Zeitalters der Vernunft, dank dessen wir und unsere Kinder hier in Europa auch heutzutage noch in den Genuss kostenloser Schulbildung kommen.

Schulbesuch in anderen Ländern der Welt

Betrachten wir die Grafik des UNESCO Institute of Statistics aus dem Jahr 2015, sehen wir, dass vor allem in Afrika, dem Nahen Osten und Südasien teilweise keine oder eine deutlich kürzere obligatorische Schulpflichtzeit (compulsory education) als bei uns besteht. Eltern schicken – obwohl in den entsprechenden Ländern eine Schulpflicht besteht – ihre Kinder aus vielfältigen Gründen nicht zur Schule: Manchmal brauchen sie dringend die helfende Hand ihrer Kinder auf dem Feld, manchmal können sie sich einfach die Schulhefte und Stifte nicht leisten. In manchen Familien kann nur ein Kind, meistens der älteste Sohn, zur Schule gehen.

Grafik des UNESCO Institute of Statistics aus dem Jahr 2015: Hier sehen wir, dass vor allem in Afrika, dem Nahen Osten und Südasien teilweise keine oder eine deutlich kürzere obligatorische Schulpflichtzeit (compulsory education) als bei uns besteht.

Bildung auch für Kinder in Afrika fördern

Handlungsbedarf besteht in Afrika, dem Nahen Osten und Südasien.

Bildung für Kinder in Afrika fördern

Aufgrund regionaler Konflikte ist in einigen Ländern Afrikas das Schulsystem – trotz bestehender Schulpflicht – kollabiert. Es gibt keine Schulen, es gibt keine Lehrer. Stattdessen gibt es Krieg, Gewalt, Armut und Hunger. Dabei wäre es wichtig, dass die Menschen dort eine Basis bekommen, aus dem Teufelskreis von Gewalt und Armut auszubrechen.

Ein Weg hierfür ist Bildung. Menschen, die lesen und schreiben können, sind in der Lage, sich auch selbstständig Wissen anzueignen.

Menschen, die rechnen können, können Wasser- und Saatgutverbräuche kalkulieren, Handel betreiben und ihre Waren verkaufen. Wenn sie ausserdem in der Schule noch Kenntnisse über nachhaltige Landwirtschaft erlangen, können sie sich und ihre Familien besser versorgen.

Als Menschen in den Industrienationen sollten wir die Bestrebungen in Afrika und weiteren Regionen der Welt unterstützen, damit Bildung gefördert wird und dadurch Krieg, Gewalt, Armut und Hunger – übrigens die häufigsten Fluchtursachen für Flüchtlinge – verhindert werden kann.

Schulferien und Weihnachten

Gott sei Dank gibt es Schulferien. Nach den ersten Wochen in der Schule haben mein Sohn (und ich) die Herbstferien sehr genossen. Er hat während der Ferien überlegt, dass er eigentlich gerne 50 Wochen pro Jahr Ferien hätte. Wenn es wirklich 50 Wochen Schulferien gäbe, dann müssten die Kinder eigentlich erst ab Mitte Dezember in die Schule. Und dann kämen ja schon kurz darauf die Weihnachtsfeiertage und danach fast anschliessend Silvester und wer würde schon von seinen Kindern verlangen, zwischen den Jahren in die Schule zu gehen? Schliesslich könnte man die Zeit so schön zusammen geniessen, Ski fahren, Spiele spielen, Tee trinken und die Bücher lesen, die man zu Weihnachten geschenkt bekommen hat… Wobei man nur Bücher lesen kann, wenn man lesen kann.

Falls Sie übrigens noch jemandem eine Freude zu Weihnachten machen wollen, dann schenken Sie doch einfach Kindern in anderen Ländern der Welt die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen?

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