Büroeinrichtungen morgen: Das Büro der Zukunft – alleine im Grossraum-Büro

«Zeiten ändern dich» … ist ein Film über die Autobiografie des Musikers Bushido, erschienen im Jahr 2010. Der Titel ist nachhaltig, der Film eindrücklich. Die Geschichte eines Menschen, der lernt – lernen muss, umzudenken. Zeiten ändern sich. Das ist nichts Neues unter der Sonne. Und sie ändern «dich», sie ändern «uns» und unser Umfeld. Ein Paradebeispiel ist die Entwicklung in der Wirtschaft und die sichbaren Folgen daraus in den Büroeinrichtungen.

Die letzten 30 Jahre wurden geprägt von der digitalen Revolution. Das Internet überrannte uns. Im Hintergrund gab es noch weitere Trends. Zum Beispiel die resolute Kostenerfassung und –senkung von Firmen. Controlling aufs Höchste, um im internationalen Umfeld konkurrenzfähig zu bleiben. Dazu gehört auch «das Büro der Zukunft» (ZO, Züricher Oberländer, 1.10.15).

Das Büro der Zukunft und sein Einfluss auf die Mitarbeiter

Büroeinrichtung morgen: Das Büro der Zukunft und sein Einfluss auf die Mitarbeiter

Ist das Büro unser zweites Zuhause?

Je nach Berufsbild arbeiten wir viel oder weniger im Büro. Dieses Büro kann so etwas wie eine zweite Heimat sein. Familienfotos, eigene Kugelschreiber, ein persönlicher Sessel und anderes. Hier bin ich zuhause. «My office is my castle». Heimatgefühle. Genau dieser persönliche Arbeitsplatz geht immer mehr verloren.

Grossraum-Büros sind angesagt. Ohne festen Arbeitsplatz. Man kommt, richtet sich ein und arbeitet. Die Digitale Revolution macht es möglich. Arbeiten von überall aus. Einloggen in den zentralen Server. Erreichbarkeit und Arbeitsmöglichkeit rund um die Uhr. So kann man mehr mit andern Mitarbeitern kommunizieren und profitiert von einer laufenden Kompetenzerweiterung und starker Mitbestimmung, lauten einige Begründungen. Für einige Berufsgruppen macht das Sinn. Die Frage nach der Persönlichkeit und dem damit verbundenen optimalen Umfeld des einzelnen Mitarbeiters wird mit diesen neuen Bürolayouts nicht berücksichtigt.

Laut dem Artikel im ZO sind viele Mitarbeiter mit der neuen Büroform überfordert.

Diese Arbeits- und Büroform sind nicht jedermanns Sache.

Herausforderung Lärm, Individualität, Privatsphäre und Ausgrenzung

Grossraum-Büros sind alles andere als leise. Zugegeben – man kann mit schallschluckenden Büroelementen arbeiten. Trotzdem ist man als Mitarbeiter ausgeliefert. Ausgestellt. Alle können mithören. Mit sehen. Darum sollte es spezielle Rückzugsräume geben. Mitarbeiter sollten in der «aufgezwungenen Öffentlichkeit» nur leise sprechen. Wer den Arbeitsplatz wählen kann, grenzt auch andere aus. Gruppenbildung bei der Wahl, welchen Platz man wählt. Der Mensch gestaltet eben doch.

Lösungsansätze – mehr Verantwortung für die Mitarbeiter

Hausordnungen sollen helfen, Lärm zu steuern, Ordnung zu halten. Verantwortung wird immer mehr an Mitarbeiter delegiert. Basis sind Kostenrechnungen. Sind Firmenphilosophien. Verantwortung tragen: ja, gerne. Aber ist das die Verantwortung, die motiviert? Ordnung halten, statt mit Ideen mitgestalten können? Konzentration auf Kernstärken ist menschenorientiert und wesentlich erfolgreicher, als kostenorientiert ausgeliefert zu sein. Experten seien sich einig, berichtet der ZO weiter, dass mit einer generellen Rückkehr zum Einzelbüro nicht mehr zu rechnen sei.

Büroeinrichtung ist eine Frage der Persönlichkeit

Würde man bei 30 Mitarbeitern eines Unternehmens deren Büro- und Wohnräume Zuhause vergleichen, hätte man 30 verschiedene Einrichtungen. Zugegeben, der Grundraster wäre ähnlich. Es sind die kleinen Details, die einem Raum eine persönliche Note geben. Büromöbel bleiben Büromöbel. Doch sie wären eben verschiedenen. Wie wir Menschen. Wer stellt schon gerne jedes Mal seinen Bürostuhl neu ein? Geschmack und Erleben sind unterschiedlich. Mitarbeiter müssen sich wohl oder übel darauf einstellen. Flexibler werden. Noch flexibler.

Oasen gehen verloren. Und mit ihnen auch die Identifikation.

Die Auswirkungen von Büroeinrichtungen sind nicht direkt messbar. Sie sind eine Art graue Zone, ein wichtiger Einflussfaktor auf die Motivation der Mitarbeiter.

Veränderung braucht Zeit bis sie zur Normalität wird

Das gilt auch für unser Umfeld, für Büroeinrichtungen. Auch diese orientieren sich an den veränderten Bedürfnissen am Markt.

Erfolg ist messbar. Die Frage, wie Kosten gesenkt werden können und die Suche nach neuen Möglichkeiten gehören zu unserem Unternehmensalltag. Ja. Und je nach Branche, je nach Persönlichkeit wird dies akzeptiert und umsetzbar sein. Rückmeldungen von Betroffenen zeigen: Grossraum-Büros sind gewöhnungsbedürftig. Jedes Mal den Kollegen zu bitten, er solle etwas leiser sprechen, darauf hat man einfach keinen Bock. Viele weichen darum aufs Homeoffice aus. Flucht in die heimischen Gefilde. Veränderung dauert.

Zeiten ändern dich. In welcher Form, wissen wir nicht. Und wie bei vielen Dingen, wo uns die Erfahrung fehlt, werden wir wohl auch hier erst im Nachhinein klüger sein …

© Ausbildung-Tipps.ch – überarbeitet am 8.11.2019 (ar)

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Autor: Andreas Räber, GPI®-Coach, Bäretswil, Wetzikon

Andreas Räber, GPI®-Coach, Bäretswil, Wetzikon, Kanton Zürich

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