Persönlichkeitsentwicklung als Dauerauftrag
Ist Persönlichkeitsentwicklung einfach ein Trendwort? Was ist darunter zu verstehen? Nehmen wir ein Beispiel aus dem Fussball: Der italienische Fussball ist bekannt für eine starke Defensive, während in Deutschland Defensive und Offensive ausgeglichener sind. Als Italiener nach Deutschland zu kommen bedeutet, sich in dieser distanzierteren Kultur behaupten zu müssen. Vom warmen, emotionalen Süden in den kalten, eher zurückhaltenden Norden. Das geht nicht, ohne sich auf neue Situationen einlassen zu können. Ja, Andersartigkeit als Aufgabe zu sehen. Die Basis dazu bildet eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung.
Teamsport – den anderen respektieren und einbinden
Wozu Persönlichkeitsentwicklung? Sie geschieht bei der Interaktion von zwei oder mehr Menschen. «Am Du zum ich», wie es der österreichisch-israelische jüdische Religionsphilosoph Martin Buber ausgedrückt hat.
Im Team, sei es im beruflichen oder sozialen Umfeld, sind wir mit anderen unterwegs zu einem gleichen oder ähnlichen, bewussten oder unbewussten Ziel.
Um diese Ziele zu erreichen, braucht es das Wissen und den Willen, herauszufinden, wer der oder die andere ist. Sich als Teil eines Ganzen zu sehen. Und Begegnungen und «psychische Berührungen» zulassen können.
Vertrauensaufbau. Das ist einer der wichtigsten Faktoren bei der sozialen Persönlichkeitsentwicklung. Sich dem andern in einem gewissen Mass ausliefern. Letztendlich suchen wir uns ein soziales Umfeld, in dem wir mehr oder weniger gemeinsam leben möchten oder müssen. Andersdenkende zu respektieren und nach Möglichkeit bewusst einzubinden, hilft Zukunft gemeinsam zu gestalten.
«Wer glaubt etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden» (Philip Rosental)
Etwas zu bedeuten, ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Mit Starallüren laufen wir allerdings Gefahr, uns sozial abzugrenzen oder uns nur über Werte und Ansehen zu definieren. «60 Jahre und kein bisschen weise» – dieses Lied von Curd Jürgens bleibt mir in guter Erinnerung. Es hat mich damals als noch junger Mann nachdenklich gestimmt. Ich dachte, mit 60 Jahren müsste man doch weise sein. Beides stimmt. Beides ist eine Frage der Haltung und des Umgangs. Auch mit 60 Jahren kann und muss man noch vieles lernen. Das Leben ist ständigen Veränderungen unterworfen. Das ist gesetzt.
Bleibt die Frage, wie wir beweglich und doch verankert bleiben können.
Kernpunkt: Umgang mit dem Leben
Dem Leben mehr Stabilität geben. Ist das möglich? Stabilität ohne krankhaft festzuhalten. Denn das können wir nicht. Man könnte denken, wenn in der Schweiz nur Schweizer leben würden, wäre sie stabiler. Oder im Kanton Zürich nur Zürcher … oder am Wohnort, in der Strasse … Wohl kaum! Kein Mensch ist gleich wie der andere. Darum haben wir auch x verschiedene Interessen-Gruppen. Vielfalt ist nicht nur eine Kulturfrage. Sie ist absolut menschlich und führt immer zu Diskussionen. Das hält uns fit. In gegenseitigem Respekt führen diese Diskussionen zu Persönlichkeitsentwicklung. Zu sozialem Denken und Verhalten – gegenwarts- und zukunftsorientiert.
Kernpunkt, Chance und Gefahr, ist immer der Umgang.
«Wichtig ist nicht, wo du bist, sondern was du tust, wo du bist.»
Ein Sprichwort der Swahili (Küstenbewohner Ostafrikas)
Persönlichkeitsentwicklung ist ein Dauerauftrag!
3 Fragen zum Reflektieren
Welche Lebensmuster leben wir?
Es sind innere Glaubenssätze aus unserer Kindheit, die uns sapotieren. Wenn wir diese erkennen, können wir besser damit umgehen. Welche Glaubenssätze könnten Ihnen im Weg stehen (z. B.: «Ich kann das nicht.», «Ich bin nicht wichtig.» u. a.)?
Diskussionsfähigkeit fördern
Möchten Sie Recht haben oder ein Herz gewinnen? Diskutieren will gelernt sein. Am besten stehen wir zu unserer Sichtweise, so wie wir die Dinge wahrnehmen. Gleichzeitig versuchen wir auch die Sichtweisen der andern zu verstehen und nachzuvollziehen. Und die Meinungsfreiheit bildet die Grundlage. Es geht nicht ums Recht haben wollen. Sondern um Entwicklung. Da sind alle Meinungen erlaubt.
Gleichwertigkeit leben
Das Ziel der Persönlichkeitsentwicklung ist Gleichwertigkeit zu leben. Das bedeutet, sich und andern gegenüber mit Respekt zu begegnen. Im gemeinsamen Unterwegssein darf Individualität sein. Sie zeigt uns neue Wege, andere Denkweisen und vieles mehr auf.
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Autor: Andreas Räber, GPI®-Coach, Bäretswil, Wetzikon, Kanton Zürich
© Ausbildung-Tipps.ch – überarbeitet am 20.1.2020 (ar)