Argumente für eine berufliche Standortbestimmung
Das Jahresende naht. Zeit dafür, einen Gang herunterzuschalten und das bisher Erreichte Revue passieren zu lassen. Für viele Menschen werden jetzt latent bedrängende Gedanken stärker. Gerade zu Beginn eines neuen Jahres werden Fragen rund um eine berufliche Neuorientierung stärker. Ist es an der Zeit für eine berufliche Standortbestimmung? Sollte ein Check mit der Aussensicht durch einen Berufscoach vorgenommen werden, um zu wissen, ob man noch auf der Spur ist? Müssen Weichen gestellt werden?
Die Themen im Überblick:
Zeit, Argumente für eine berufliche Standortbestimmung?
Der Betriebsblindheit vorbeugen
Was die Standortbestimmung im Job betrifft, so ist man meist in der eigenen Perspektive gefangen. Man ist regelrecht betriebsblind und merkt gar nicht, was schlecht läuft. Die Beratung durch einen Berufscoach ist zwar mit Kosten verbunden, spart aber viel Zeit. Das fällt besonders ins Gewicht, wenn man ansonsten viel Lebenszeit im falschen Job vergeuden würde.
Heutzutage sind die Zeiten schon lange vorbei, in welchen man mit 16 Jahren in einen Betrieb eintrat und diesen erst am Ende des Arbeitslebens wieder verliess, um sich zur wohlverdienten Ruhe zu setzen.
Veränderungen und Brüche in der Arbeitsbiografie sind nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Der aktuelle Fachkräftemangel begünstigt zusätzlich die berufliche Flexibilität. Die grösste Hürde, die es zu überwinden gilt, ist die innere Hemmschwelle, noch einmal neu anzufangen.
Welche Vorteile bringt eine berufliche Standortbestimmung?
Lukas ist Arzt geworden, genau wie sein Vater. Irgendwie lief sein ganzer Werdegang auf diesen Beruf hinaus, denn auch, wenn es nie offen ausgesprochen wurde, schienen seine Eltern das von ihm zu erwarten. Allerdings stellt sich nun heraus, dass er nicht die nötige Leidenschaft für die Behandlung seiner Patienten aufbringen kann. Er wünscht sich eine berufliche Veränderung, weiss aber nicht, wie er das Problem angehen könnte. Um abzuwägen, ob eine berufliche Veränderung sinnvoll ist, ist eine Standortbestimmung hervorragend geeignet. Die Vorteile sind:
- Durch die Standortbestimmung im Job erhält man ein ganzheitliches Bild der eigenen Persönlichkeit und der beruflichen Optionen.
- Sie hilft, den Überblick zu behalten und unterstützt bei der langfristigen und nachhaltigen Planung der beruflichen Entwicklung.
- Ein Coaching für die berufliche Neuorientierung gibt Bestätigungen, Antworten oder auch neue Ideen für die Karriereplanung.
- Man lernt sich selbst besser kennen. Wer seine Interessen, Bedürfnisse und Stärken kennt, kann diese auch gezielt investieren.
- Die Standortbestimmung verbessert die Zufriedenheit im aktuellen Job, denn sie schützt davor, über die Zeit unbewusst in eine starke Unzufriedenheit hineinzugeraten.
Wie läuft eine berufliche Standortbestimmung ab?
Bevor es an eine eventuelle berufliche Veränderung geht, verschafft man sich Klarheit über die aktuelle Ist-Situation.
Dabei helfen folgende Fragen:
Wohin soll die Reise gehen?
Wenn man weiss, von wo aus man startet, fällt es leichter zu bestimmen, wohin man gehen möchte. Im nächsten Schritt zur beruflichen Neuorientierung geht es daher um die Soll-Situation.
Folgende Fragen helfen weiter:
Die Reiseroute entwerfen
- Hat man die Ist- und die Soll-Situation bestimmt, gilt es im dritten Schritt, die Ist-Situation so zu verändern, dass sie der Soll-Situation möglichst nahekommt.
- Wo klaffen Ist und Soll noch stark auseinander und wie könnte diese Lücke geschlossen werden?
Häufig folgt auf die Standortbestimmung im Job die Suche nach einer neuen Herausforderung.
Wohin soll die Reise nach einer beruflichen Standortbestimmung gehen? Zeit für ein Coachinggespräch?
Was, wenn ich nichts ändere?
Wer aus Angst vor einer Veränderung alles beim Alten belässt, läuft Gefahr in der beruflichen Sackgasse mit der Endstation Unzufriedenheit zu enden.
Es ist unerheblich, ob es am falschen Beruf, den mangelnden Aufstiegschancen oder den unangenehmen Kollegen liegt – wer keinen Spass an der eigenen Tätigkeit empfindet oder diese gar als sinnlos betrachtet, kann sein Potenzial nicht ausschöpfen. Damit geht das Gefühl einher, seine Zeit zu verschwenden. Im schlimmsten Fall führt dies zu dauerhaftem Stress, der in gesundheitlichen Problemen bis hin zu einem Burnout resultieren kann. Letztendlich gibt es drei Optionen:
1. Alles bleibt, wie es ist.
2. Man verändert die eigene Einstellung zur aktuellen Ist-Situation.
3. Man verändert die äusseren Umstände Richtung Soll-Situation.
Welches der individuell richtige Weg ist, lässt sich in einer beruflichen Standortbestimmung herausfinden. Das Schöne an der Arbeitswelt heutzutage ist aber, dass Menschen die freie Wahl haben, etwas zu verändern oder zu gehen, wenn es sich nicht mehr richtig für sie anfühlt.
Niemand ist gezwungen, ein Leben lang in einem Job auszuharren, der ihn nicht glücklich macht.
© Ausbildung-Tipps.ch – Autorenteam, Barbara B. Meyer – 07.11.2022