Sich beruflich selbstständig machen
(Von Jasmin Taher) Wenn man das tun darf, was man liebt und das liebt, was man tun darf… Manchmal stellt man plötzlich fest, dass das, was man die letzten 20 Jahre ohne den geringsten Zweifel getan hat, eigentlich gar nicht das ist, was man gerne tun würde. Sich beruflich selbstständig machen, ein Traum, der Wirklichkeit werden darf.
Und so passiert es, dass eine passionierte Chemie-Ingenieurin nach vielen Jahren endlich eine Clown-Schule besucht (accademiadimitri.ch); dass eine erfolgreiche Computer-Entwicklerin plötzlich Feldenkrais-Trainerin für Tiere wird (ursbrehm.com); und dass eine begabte Informatikerin eine Ausbildung zur psychologischen Heilpraktikerin macht (paracelsus-schulen.ch). – Um nur drei Beispiele aus meinem direkten Umkreis zu nennen.
Unterwegs zum Traum der beruflichen Selbstständigkeit
Die eigenen Begabungen erkennen
Im heutigen Schul- und Ausbildungssystem hat man als junger Mensch vor lauter Lernen und Leistung erbringen fast keine Zeit, sich seiner Begabungen bewusst zu werden.
Deutschunterricht war mir ein grosser Graus. Meine Gedichtinterpretationen und Buchbeschreibungen wurden mit meist mit ausreichend, selten mit befriedigend benotet. Wenn Schwester Franziska, meine Deutschlehrerin am Gymnasium, wüsste, dass ich mittlerweile mit Schreiben mein Brot verdiene, sie wäre überrascht, wenn nicht sogar irritiert.
Ganz anders meine Chemielehrer. Wenn die wüssten, dass ich Chemie studiert habe, wären sie wohl sehr zufrieden. In den naturwissenschaftlichen Fächern und Musik war ich in der Schule immer sehr gut.
Warum ich mich dann statt für Musik für Chemie entschieden hatte, ist ganz einfach zu erklären: Ich war zu ängstlich, um Sängerin zu werden (ich hätte Panik vor jeder Erkältung und jedem niesenden Menschen gehabt). Ich war zu faul, um Solist zu werden (um erfolgreicher Profimusiker zu werden, muss man viele Stunden täglich üben). Und ich war nicht bereit, mein Leben als Musiklehrerin mit unbegabten Schülern zu fristen.
Coaching auch für die Berufswahl nützlich
Bei meinem vorletzten Coaching hat meine Trainerin etwas gemacht, was eigentlich einundzwanzig Jahre zu spät kam: Sie hat einen Berufswahltest mit mir durchgeführt. (Falls Sie Kinder im «berufssuchenden Alter» haben, kann ich Ihnen nur empfehlen, sich hier Hilfe bei einem Coach zu holen. Diese Investition lohnt sich! (Coaches in Ihrer Nähe finden Sie z. B. hier: ich-bin-mein-eigener-coach.ch/suchen-sie-einen-gpi-coach) Sie hat beispielsweise Karten mit diversen Studiengängen vor mir auf den Boden gelegt und mich gebeten, mir die herauszusuchen, die mir liegen würden. Ich wählte:
Danach kam die Hausaufgabe: «Stellen Sie sich vor, wie sie diese Studiengänge studieren.»
Ganz schnell hatte ich Philosophie (zu intellektuelle Mitstudenten), Psychologie (zu verschrobene Dozenten) und Sprach-/Sprechwissenschaften (zu langwierig) wieder verworfen.
Bliebe also etwas mit Journalistik und Medien übrig. Das entspricht auch dem, was ich gerne mache: Schreiben und Gestalten.
Aber bin ich bereit, im Alter von 40 Jahren noch einmal ein Studium anzufangen? – Das ist eine Frage, die mir mein Coach leider nicht beantworten kann.
Braucht man wirklich, um das zu machen, was man schliesslich gut und gerne macht, ein Diplom oder einen Studienabschluss? – Das ist eine Frage, die einem die Arbeitgeber (wenn man in ein Anstellungsverhältnis gehen möchte) oder die Kunden (wenn man selbstständig ist) beantworten müssen.
(Bei einem kurzen Online-Berufswahltest kam übrigens heraus, dass «Mediendesign» das Richtige für mich wäre, gefolgt von «Biologie» (Platz 5) und «Chemie» (Platz 9).
Quelle: berufswahl.plakos.de
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Mein Coach hat mir bei unserem letzten Gespräch eine Frage gestellt: «Wie stellen Sie sich Ihren Tagesablauf in fünf Jahren vor?»
Ich möchte gerne morgens aufstehen, meinen Mann ins Büro und meinen Sohn in die Schule schicken, meinen Rechner starten und dann schreiben: witzige Texte für Blogs, lesenswerte Artikel für Zeitungen, pfiffige Inhalte für Websites, interessante Pressetexte, informative Newsletter, griffige Bildunterschriften, spritzige Headlines…
© Ausbildung-Tipps.ch – überarbeitet am 26.11.2019 (ar)