Psychologie zur Entlastung unseres Gesundheitswesens

2023 sorgten verschiedene Umfragen zur psychischen Gesundheit in der Schweiz für Schlagzeilen. Im Allgemeinen fühlen sich 38 Prozent der Schweizer Bevölkerung mittel bis stark psychisch belastet. Dies berichtet die Schweizerische Stiftung Pro Mente Sana auf ihrer Webseite. Laut der Berner Fachhochschule wurde das mentale Wohlbefinden in den letzten 20 Jahren zu einem immer wichtigeren Thema in unserer Gesellschaft. Dies zeigt beispielsweise die steigende Nennung von Begriffen wie «psychische Gesundheit» oder «Mental Health» in den Medien oder zunehmende Google-Suchanfragen zu diesen Themen. 

Die Themen im Überblick:

Psychologie: Die Ausbildung mit dem Blick in die menschliche Tiefe

Psychologie: Der Blick in die menschliche Tiefe

Wie ist es um unsere psychische Gesundheit bestellt?

Das Thema «psychische Gesundheit» bzw. «psychische Krankheiten» ist in den Medien stark präsent. Es stellt sich die Frage, ob sich die psychische Gesundheit in unserer Gesellschaft verschlechtert hat oder ob die Gründe für die steigende Inanspruchnahme von psychiatrischen Dienstleistungen woanders liegen.

Beispielsweise in der eben genannten Veränderung der Wahrnehmung oder der zunehmenden Enttabuisierung von psychischen Leiden.

Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium OBSAN kam zum Schluss, dass rund ein Drittel der Schweizer Bevölkerung an psychischen Problemen leidet. Depressionen und Angststörungen sind dabei die häufigsten Symptome. Für junge Menschen ist der Leidensdruck speziell hoch.

Etwa zwei Drittel der jungen Frauen zwischen 15 und 24 Jahren zeigen leichte bis schwere depressive Symptome.

Auch von Essstörungen oder Selbstverletzungen sind junge Frauen durchschnittlich stark betroffen. Junge Männer neigen bei anhaltenden Stresssituationen eher zu einem problematischen Alkohol- oder Cannabiskonsum. Laut dem Bundesamt für Gesundheit BAG wurden Jugendliche auch am stärksten von der Corona-Pandemie belastet.

Dem gegenüber steht der Fachkräftemangel.

Quelle: bfh.ch

PsychologInnen unterstützen und entlasten die Psychiatrie

In der Schweiz reicht die Anzahl an Therapieplätzen für psychische Probleme und Krankheiten nicht aus, um den grossen Bedarf abzudecken.

PsychiaterInnen sind seit Jahren stark ausgelastet und müssen gelegentlich sogar einen Aufnahmestopp verhängen. Patienten müssen deshalb oft lange auf einen Therapieplatz warten. Dies, obwohl der Bundesrat entschieden hat, dass auch psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten seit dem 1. Juli 2022 zulasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) selbständig tätig sein können. Voraussetzung dafür ist eine ärztliche Anordnung. (Quelle: bag.admin.ch).

Diese Massnahme hat die Psychiater und Psychiaterinnen schon mal massiv entlastet.

Allgegenwärtig ist auch der wachsende Druck seitens der Wirtschaft. Es geht um Leistungssteigerung und Gewinnmaximierung an allen Ecken und Enden. Diese Haltung schleicht sich auch immer stärker in die Erziehung ein: Kinder müssen möglichst gute schulische Leistungen erbringen. Das Ziel von Eltern für ihr Kind ist oft unbedingt das Gymi – Eignung hin oder her – sonst «hat man in der heutigen Berufswelt keine Chance».

Den ganzen Tag unter Strom stehen. Eltern und Kinder. Dafür sind unser Körper und unsere Psyche nicht gemacht.

Dies beginnt sich immer deutlicher zu zeigen. Wo zu viel Stress im Spiel ist, lassen auch Beziehungsprobleme nicht lange auf sich warten. Diese verstärkten den Stress nochmals gehörig.

Ein richtiger Teufelskreis, in den wir uns da hineinmanövrieren können.

Dank Psychologie Wege aus der inneren Verstrickung finden.

Dank Psychologie Wege aus der inneren Verstrickung finden.

Die grosse Frage lautet: Wie kommen wir da wieder heraus?

Am besten wäre es ja, diese Schwierigkeiten gar nicht erst entstehen zu lassen. Wenn wir das Problem an der Wurzel packen könnten. So, wie man Kindern den Umgang mit Feuer lehrt, damit man nicht womöglich plötzlich einen Hausbrand zu löschen hat. Und mit einem brennenden Haus lassen sich die momentanen Verhältnisse in unserem Gesundheitswesen ziemlich treffend bildlich beschreiben.

Uns Menschen geht es nämlich nicht primär um Geld, solange wir genug zum Leben haben. Zu allererst sind wir Menschen Beziehungswesen.

Unsere Gesellschaft braucht vor allem anderen gesunde Partnerschaften und gesunde Familien, wo Kinder mit allem Nötigen aufwachsen können, das sie brauchen. Wo sie ein gesundes soziales Miteinander erleben und erlernen können. Einen guten Selbstkontakt und einen guten Kontakt zum Gegenüber. Sich selbst treu sein und auch die anderen respektieren. Ein wohlwollendes Miteinander lernen und einüben.

Auf einem stabilen Boden entwickeln sich stabile Persönlichkeiten. Und stabile Persönlichkeiten brauchen keine Therapieplätze.

Sie können selbst wieder gesunde Beziehungen eingehen. Und sie können wichtige Aufgaben in unserer Gesellschaft übernehmen. Aus Überzeugung mithelfen, dafür zu sorgen, dass es eben nicht nur um Gewinn geht, sondern ebenso stark um das Miteinander. Ums Menschliche.

So ein riesiger Stress, wie er derzeit herrscht, macht niemanden glücklich.

Bestimmt hat dann der oder die eine oder andere die Fähigkeit und die Motivation, einen Gesundheitsberuf zu erlernen, vielleicht Psychologie zu studieren. Auf diesem Gebiet tun sich grosse berufliche Perspektiven mit interessanten Herausforderungen auf. Gesundheitspsychologinnen und -psychologen beispielsweise forschen, beraten, diagnostizieren, intervenieren und evaluieren in folgenden Bereichen:

  • Förderung, Erhalt und Wiederherstellung von individuellen, sozialen und kollektiven Ressourcen (z.B. bei Patient:innen, Familien, älteren Menschen, in Schulen, Unternehmen oder Gemeinden)
  • Abbau von Risikoverhalten und Prävention von Krankheiten (z.B. bei der Erstellung von Kampagnen zur Reduktion des Rauchens)
  • Veränderung des Gesundheitsverhaltens (z.B. individuelle Beratung zur Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion)
  • Stress- und Krankheitsbewältigung
  • Individuelle oder systembezogene Beurteilung, Beratung und Begleitung bei der Entstehung, Behandlung und Rehabilitation von Krankheiten. Quelle: healthpsychology.ch

So kann unser Gesundheitswesen von innen her gesunden. Das dauert zu lange? Reine Utopie?! Ja, das geht nicht von heute auf morgen. Aber sehr wahrscheinlich ist es der nachhaltigste Weg. Schritt um Schritt. Jede Beziehung ist wichtig. Angefangen bei der Beziehung zu uns selbst, dann zu Partner/Partnerin, zu unseren Kindern, Familien, Chefs und Untergebenen, Freunden, Arbeitskolleginnen, Nachbarn etc.

Erinnern wir uns an den Liedtext von «Imagine» von John Lennon wo es heisst:

You may say I’m a dreamer,

but I’m not the only one.

Seien wir alle Träumende und gleichzeitig Handelnde!

Beginn: Jetzt sofort.

© ausbildung-tipps.ch, 9.9.2024, Autorin: Tabea Räber

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